Naturgegebene und anthropogene Grenzen der erneuerbaren Energien
von Wolfgang Brücher
Erneuerbare Energien gelten allgemein als „unerschöpflich“, da sie von der Natur ständig nachgeliefert werden, also „nachhaltig“ sind. Hierzu zählen die regelmäßig, direkt und indirekt von der Sonne gelieferten solaren Energien Wärme, Licht, Windenergie, Wasserkraft und Biomasse. Stehen diese deshalb aber auch in unbeschränkten Mengen zur Verfügung – oder stößt ihre Nutzung an Grenzen, die vom Raum oder durch den Menschen selbst gesetzt werden?
Dürfen wir sogar davon träumen, daraus dereinst unseren gesamten Energiebedarf nachhaltig zu beziehen, als vollkommenen Ersatz für Kohle, Erdöl, Erdgas und Atomenergie? Von dieser Vision sind auch ernst zu nehmende Spezialisten überzeugt, wie z.B. der SPD-Politiker Hermann SCHEER. In seinem Buch Solare Weltwirtschaft schreibt er: „Eine solare Weltwirtschaft ermöglicht die Befriedigung des Gesamtbedarfs an Energie und Rohstoffen durch solare Energiequellen und solare Rohstoffe“ (1999, S. 14).
Nach seiner Berechnung werden in Deutschland jährlich rund 500 Mrd. kWh Elektrizität konsumiert. Für deren Gewinnung würde die Bereitstellung einer 5.000 km² großen Fläche für Solarstrom erzeugende Photovoltaikanlagen ausreichen – verteilt auf Dächer, Autobahnränder, Fußballstadien etc. Diese Quadratmeterzahl entspricht weniger als 2 % der Fläche Deutschlands oder der Leistung von rund 170.000 (!) Windrotoren heutiger Standards (S. 68).
Die Alleinschuld, dass von diesem Potenzial erst ein winziger Anteil nutzbar gemacht werde, liegt nach der Ansicht jenes Autors einzig bei uns, also den Menschen, denn „die Probleme liegen … in der bisher fehlenden Aufmerksamkeit dafür und [in] der mangelhaften Einführung solarer Umwandlungstechniken“ (S. 70).